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Das Geschwisterverhältnis zwischen Amalie und ihrem um sieben Jahre jüngeren Bruder war ein sehr intensives. Da die musischen Interessen des Dante-Übersetzers Johanns besonders stark ausgeprägt waren, stärker als bei dem älteren Bruder Friedrich August und den drei Schwestern (der dritte Bruder Clemens war offenbar sehr kunstinteressiert, verstarb aber zu früh, um für die Hofbiographen von Interesse zu sein), so ergab sich fast automatisch und im Alter immer stärker eine gegenseitige geistige Anteilnahme an den Kunstproduktionen der beiden Geschwister. Wenn Johann als Prinz und später als Landesherr die repressiven Strukturen sowohl des Hofes als auch der bürgerlichen Gesellschaft gegenüber einem "komponierenden Frauenzimmer" wie Amalie repräsentierte, Strukturen übrigens die Amalie immer klug genug war zu akzeptieren, so ist noch nach Amalies Tod seine Sorge um ihren Nachruhm nicht allein rührend, diese Sorge zeigt Johanns Liebe und seine Hochachtung Amalies Leben und ihrem Schaffen gegenüber. Hier ist es ihm gelungen an den Strukturen vorbei Geschichte zu schreiben, beziehungsweise durch den befreundeten Literaten Robert Waldmüller Geschichte schreiben zu lassen. Waldmüller entwickelte aus der Lektüre von Amalies Tagebüchern ein ausgesprochen lebendiges Portrait. Anhand vieler Zitate gibt Waldmüller ein eindrucksvolles Abbild der Lebensumstände und des Charakters der Prinzessin. Offenbar ein geschöntes aber ein sehr faktenreiches Bild.
Dass Amalie auch an Johanns politischen Geschäften Anteil genommen hat, ist zu vermuten. Und dies vorallem, wenn diese Geschäfte auf der Ebene einer geistigen, abstrakteren Auseinandersetzung stattfanden. Ein amerikanischer Freund Johanns, der Historiker Ticknor, war einige Male in Dresden zu Besuch, und es hatte sich auch zu Amalie eine nähere Bekanntschaft entsponnen: In beinahe jedem Brief an Johann läßt Ticknor Amalie grüßen und erkundigt sich nach ihrem Wohl.
Amalie und Johann dichteten als Jugendliche "auf dem Garten". Johann erhielt wie alle Prinzenkinder Musikunterricht. Jedoch war er offenbar faul beim Gesangsunterricht, obwohl seine angenehme Singstimme bei Waldmüller Erwähnung findet, und offenbar untalentiert im Geigenunterricht. Maximilians Bildungsplan war aber auch für Johanns Talente, die eher im juristischen, sprachlichen und im historischen Bereich lagen, umfassend und anregend genug, um ihn zu befähigen auf diesen Feldern seine Interessen entsprechend umsetzen zu können. Johanns lyrische Versuche, soweit sie publiziert sind, verlassen den häuslichen Bereich nicht. Das vermutlich einzige größere gemeinsame schöpferische Projekt der beiden Geschwister ist eine recht banale Posse mit dem Titel "Der Kanonenschuß". Der Text von Johann ist publiziert, die Noten sind nicht mehr in der Dresdner Landesbibliothek vorhanden.