EINE SÄCHSISCHE PRINZESSIN IN WEBERS DRESDNER UMFELD S. 2
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Weber notierte an diesem Tag in seinem Tagebuch: "dieser Tag so herlich die Aufnahme der trefflichen lieberalen und ungemein humanen Prinzen und Prinzeßinen, hat doch wegen der Protektionssucht der K: und Sch: mich bestimmt dieß Labyrinth von Kaba?len und Schleichwegen zu verlaßen. (Die Zitate aus Webers Tagebuch [= TB] zu Amalie hat dankenswerter Weise Frau Dagmar Beck für diesen Artikel aus dem Originaltagebuch zusammengestellt. An dieser Stelle sei auch Joachim Veit, Frank Ziegler und Michael Kube Für ihre Bemühungen gedankt.)
Zu diesen "ungemein humanen Prinzen und Prinzeßinen" gehörten auch die Kinder des Prinzen Maximilian: der damals 20jährige Friedrich August, der spätere König Friedrich August II. (1836-54), und sein Bruder Johann, Regent von 1854 bis 1873, der mit seiner Übersetzung der Danteschen "Göttlichen Komödie" in die Geschichte der Romanistik einging, sowie die eine oder andere ihrer vier Schwestern, sicher auch ihre älteste Schwester Marie Amalie Friederike Auguste (1794-1870), zu diesem Zeitpunkt 23 Jahre alt.

Diese Prinzessin Amalie hatte 1817 bereits eine Gesangsausbildung bei den Dresdner Sängern Vincenzo Rastrelli und Aloys Miksch absolviert, sie spielte Klavier und war von Franz Anton Schubert in die Musiktheorie eingeführt worden. Ein Jahr zuvor hatte sie ihre erste Oper in Dresden im kleinen Theater an der Brühlschen Terrasse, das etwa 200

Zuschauer fassen konnte, unter Beteiligung von Musikern der Hofkapelle und Angehörigen der königlichen Familie zur Urauffiihrung gebracht; kleine Gelegenheitsmusiken zu Geburtstagen und sonstigen höfischen Anlässen von Amalies Feder waren im häuslichen Kreis zu Gehör gekommen.

Und natürlich hatte auch Prinzessin Amalie etwas Musikalisches zum Annentage 1817 für ihre Schwester Maria Anna Caroline und ihre Tante Maria Anna vorbereitet, nämlich ebenfalls eine Kantate; sie kam - mit selbstgedichtetem französischen Text - am Abend bei einer Feier im königlichen Gartenpalais unter Mitwirkung Amalies, einer weiteren Schwester, einer Cousine und Bläsern der Dresdner Hofkapelle zur Aufführung. Dieses Werk war Weber sicherlich nicht bekannt geworden. Noten und Text der Kantate sind heute nicht mehr nachzuweisen (vgl. Moritz Fürstenau, Die musikalischen Beschäftigungen der Prinzessin Amalie, Herzogin zu Sachsen, Dresden 1874, S. 25f.; Fürstenau gibt den Titel der heute verschollenen Kantate für drei Soprane, acht Blasinstrumente und Baß als "D'une séparation prochaine" an (a. a. O., S. 58); zur Wiederaufführung des Schluß-Terzetts am 26. August 1819 vgl. ebd. S.28 und 58.)

Ein erstes Zusammentreffen Webers mit Prinzessin Amalie und der Königsfamilie wäre theoretisch schon in seiner Prager Zeit möglich gewesen. Der sächsische König Friedrich August 1. befand sich mit seiner Familie seit 1813 mit Unterbrechung bis 1815 im Prager Exil.